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 Engers 1926  - ein „vergessener“ Festumzug

Noch heute schwärmen die Engerser vom Festjahr 1957, als ihr Ort die Stadtrechte zurückerhielt. Nicht nur Größen der damaligen Landes- und Bundespolitik, wie der rheinland-pfälzische MinisterpräsidentPeter Altmeier oder BundesfamilienministerDr. Würmeling, besuchten damals das Rheinstädtchen, sondern auch eine, wenn nicht die deutsche Showgröße der Fünfziger Jahre. Es war der aus Funk und Fernsehen bekannte  Showmaster Peter Frankenfeld, der vor ausverkauftem Haus in Engers sein populäres QUiz „1:0 für Euch“ live präsentierte. Tausende Engerser und auswärtige Gäste besuchten damals die Veranstaltungen im Rahmen einer Festwoche. Den krönenden Abschluss bildete ein Umzug, der 2000 Jahre Engerser Geschichte präsentierte und bei dem 40 000 Besucher die Straßenränder säumten. Dabei hatte es gut drei Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1926, bereits einen ähnlichen Umzug im Rahmen eines großen Volksfestes gegeben, organisiert vom Verkehrs- und Verschönerungsverein und unter dem Protektorat des Landrates. Zum Festausschuss gehörten namhafte Persönlichkeiten der zwanziger Jahre wie der ReichstagsabgeordneteEduard Verhülsdonk, der Neuwieder Verleger Strüder, der Rittergutspächter Hoberg aus Heimbach, der Brauereibesitzer Hünermann aus Sayn oder der Direktor der Wandplattenfabrik Nimax aus Engers. Auch 1926 konnte man, wie dreißig Jahre später, germanische Reiter, römische Legionäre, mittelalterlicheRitter, Kaiser Karl IV.bei der Stadtrechtsverleihung, Schweden aus dem Dreißigjährigen Krieg, den KurfürstPhilipp von Walderdorff oder die ersten Preußen in den Engerser Straßen bewundern. Die Zugnummern des Festumzuges waren fast identisch mit denen des Jahres 1957, wenn auch der ganze Festzug vom Umfang her ein wenig bescheidener ausgefallen sein dürfte. Begonnen hatte das dreitägige Volksfest mit einem Liederabend und klassischer Musik, präsentiert im Saal des „Rheinischen Hofes“ und beendet wurde es mit einer Freilichtaufführung der „Winzerliesel“ durch den Theaterverein Minerva im Garten der „Römerbrücke“.
Hintergrund dieses Volksfestes war nicht „Vergnügungssucht“, wie der damalige Engerser
Bürgermeister Darius in seiner Eröffnungsansprache ausführte, sondern die Förderung eines tiefes Heimatgefühls, dem er angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage und der hohen Arbeitslosigkeit im Engerser und Bendorfer Bezirk besondere Bedeutung zumaß. Die Pflege des Heimatsinnes „sei in dieser Zeit und auch weiterhin der Leitstern zum Wohle von Engers“, so Darius in seinen Ausführungen.
Merkwürdigerweise gibt es außer einer Anzeige und einem Artikel in der Tageszeitung weder schriftliche noch
fotografische Belege zu diesem doch so bedeutenden Ereignis im Engers der zwanziger Jahre. Es wäre daher wünschenswert, wenn im aktuellen Festjahr weitere schriftliche oder gar 2007 fotografische Belege zu diesem Fest präsentiert werden könnten

 

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